Nuevo Archivo Histórico, Biblioteca de Arte y Museo de Colonia
Ein Archiv wie auch eine Bibliothek sind immer eine Interpretation von Zeit und Erinnerung, welche unmittelbar mit einem bestimmten Ort und so auch mit dem kollektiven Bewusstsein der Bewohner einer Stadt fest verbunden ist. Mit seiner Lage in der ehemaligen neupreußischen Umwallung aus den Jahren 1882 bis 1907 und dem dort vorhandenen Bodendenkmal befindet sich auf dem Grundstück im übertragenen Sinne auch schon ein Grundstein für die geplante Nutzung als Historisches Archiv, Kunst- und Museumsbibliothek.
Von Beginn an war uns klar, dass das Projekt für den Neubau die Notwendigkeit erfordert, die unterschiedlichen Nutzungen des Raumprogramms zu einem der sichersten und modernsten Kommunalarchive in Europa in einem Gebäudeblock mit einheitlichem Charakter zu vereinen, welcher die Bürger der Stadt, die Verwaltung und die Wissenschaft dazu einlädt, an der eindrucksvollen Kölner Geschichte und an deren Schätzen teilzuhaben. Damit wird gleichzeitig die historische Chance zur Komplettierung des Inneren Grüngürtels mit Bildung einer klaren baulichen Stadtkante wahrgenommen.
Neben der prägnanten Solitärstellung an dem neuen Standort, der Schnittstelle zwischen Innenstadt und Innerem Grüngürtel, wird zum einen ein repräsentatives Erscheinungsbild mit der Eingangssituation an der Ecke Luxemburgerstraße/Eifelwall vorgeschlagen und zum anderen mit einer offenen, transparenten Fassadengestaltung, inklusive dem Rücksprung im Erdgeschoss, dem öffentlichen Charakter zur Parkseite im Süden Ausdruck verliehen, so dass sich der Neubau aus städtebaulicher Sicht rundum als bürgernahe Einrichtung einladend präsentiert.
Die rationale Aufteilung des Raumprogramms auf drei Obergeschossen ermöglicht es, die gesamten Archiv- und Magazinflächen im ersten bis dritten Obergeschoss des westlichen Gebäudeteils, den geforderten Klimazonen entsprechend, kompakt anzuordnen und die Räume mit den jeweilig erforderlichen technischen Anlagen geschossweise zu versorgen. Neben der vertikalen Gliederung von öffentlichen und repräsentativen Flächen im Erdgeschoss und halböffentlichen bzw. nicht öffentlichen Räumen in den Obergeschossen, erfährt das Gebäude eine weitere Strukturierung des Raum- und Funktionsprogramms in Ost/West-Richtung. So befinden sich sämtliche Büroräume in dem östlichen, mehr dem Park zugewandten, ruhigeren Gebäudeteil, ebenfalls im ersten bis dritten Obergeschoss. Im Stadtraum wird diese Aufteilung durch das leichte Abknicken der Südfassade ablesbar und durch die spannungsreiche modulare und rhythmische Abfolge von sehr transparenten Zonen im Osten (Bürobereiche) zu nahezu vollständig geschlossenen Elementen im Westen (Archivbereiche) noch weiter betont.
Zwecks einer weiteren Gliederung des Gebäudes und um die teilweise nicht unerheblichen Gebäudetiefen vollflächig nutzbar machen zu können, wird an strategisch wichtigen Stellen im Inneren des Gebäudes ein System von gegeneinander versetzten Ringen unterschiedlicher Größe in Form von Deckenöffnungen eingeführt. So werden wichtige öffentliche Bereiche, wie Kommunikationszonen und Lesesäle, mit natürlichem Licht versorgt, eine dem Gebäude inhärente Orientierungshilfe geschaffen und eine visuelle Kommunikation auch über die Geschosse hinweg ermöglicht.
Ein Tragsystem aus Pfählen und darauf aufsetzenden parallelen Schotten erlaubt es, alle noch erhaltenswerten archäologischen Überreste des Bodendenkmals zu konservieren. So werden auch insbesondere die öffentlichen Bereiche im Erdgeschoss, wie Lesesäle und Kommunikationszonen, räumlich definiert und durch großflächige Verglasungen wird das Gebäude weiter mit dem Park und der Stadt verbunden. Neben dem notwendigen Glasflächenanteil für die Büroflächen soll ein einziges Material der Gebäudezusammenstellung einen gemeinsamen Charakter verleihen, die unterschiedlichen Gebäudeteile in den Obergeschossen zu einer Einheit verbinden: mattes, poliertes und stellenweise gelochtes, polyspektral-rot-beschichtetes und dadurch changierendes Edelstahlblech.
Durch die Perforationen können entscheidende Ereignisse aus der Geschichte der Stadt, z.B. in Form von Textzitaten, Neugierde beim Betrachter wecken, wobei die Farbigkeit mit den unterschiedlichen Blick- und Beleuchtungsrichtungen einer permanenten Veränderung unterworfen ist, so dass am Ende ein neues, kulturelles „Schatzhaus“ in der Stadt entsteht, welches zum Entdecken und Teilhaben an der Kölner Stadtgeschichte einlädt und die internationale Kunstgeschichte, insbesondere des 20. und 21. Jahrhunderts, einem größeren Publikum vermitteln kann.