Spital Grabs
Städtebaulich wird das neue Bettenhaus etwa am gleichen Standort situiert wie das ursprüngliche Spital, Haus B. Die damalige präzise Ausrichtung und Platzierung des um 1907 erstellten Gebäudes, ist auch heute noch nachahmenswert. Der schlanke Baukörper des neuen Bettenhauses nimmt eine angemessene Proportion zum Ortsbild Grabs auf. Er steht nördlich auf einem steinernen Sockel und südlich auf der Wiese. Die Landschaft um ihn herum wird zum Sockel transformiert. Es entsteht ein begrünter Sockel der sich im südlichen Hang auflöst und sich mit der umliegenden Landschaft zu verschmelzen scheint. Somit wird das Volumen des neuen Baukörpers dem Verhältnis der Bausubstanz des Dorfes gerecht und in seiner proportionalen Erscheinung reduziert.
Die Architektur des neuen Spitals Grabs fügt sich sorgfältig in die bestehende Bausubstanz des Dorfes ein, welche geprägt ist durch kleinmassstäbliche steinerne Kernbauten mit holzigen Scheunen und Anbauten. Diese Sprache wird im neuen Baukörper des Spitals Grabs aufgenommen und integriert sich wie selbstverständlich in die bestehende Baukultur und deren Umgebung. Der steinerne Sockel frisst sich in die Landschaft und trägt das neue Bettenhaus mit dem leicht hölzernen Kleid. Der Sockel ist erweiterbar, um mögliches Wachstum und aufkommende Veränderungen auffangen zu können. Die im Sockel eingebetteten Höfe sind neben ihrer Funktion als Tageslichtspender wichtige Elemente der internen Orientierung. Sie gewährleisten differenzierte Lichtstimmungen und Ausblicke.
Die Landschaft Grabs ist gekennzeichnet durch deren Wiesen, Tannenwälder und Berge. Im Freiraumplan werden diese Elemente aufgenommen und umgesetzt. Es entsteht eine Parklandschaft, die vor allem durch sein gewachsenes Terrain sowie deren Vegetation geprägt ist. Die südliche Wiese mit ihren Obstbäumen wird auf der Dachlandschaft des Sockels weitergeführt. Wildpflanzen gewährleisten eine natürliche Distanz zwischen dem neuen Bettenhaus und dem begehbaren Bereich auf der Dachfläche. Der Therapiegarten schliesst im Süd-Osten an den Neubau an und führt mit Anstieg des Terrains auf die Dachfläche. Die Landschaft transformiert zum Sockel, der Sockel zur Landschaft.
Der Vorplatz bildet die „neue Adresse“ des Spitals Grabs und erhält als Aussenraum eine wichtige Stellung im Dorf. Hier werden die unterschiedlichen Ansprüche von Fussgängern, Fahrradfahrern und motorisiertem Verkehr räumlich zusammengefasst. Das auskragende Dach erfüllt nicht nur die Funktion als Wetterschutz sondern ist auch ein Verbindungselement zwischen Neubau und Bestand. In der ersten Phase bildet es einen Rundgang und verbindet den Neubau mit den restlichen Gebäuden. In der zweiten Phase wird der Rundgang zum internen Erschliessungsweg und verbindet die Behandlungsbereiche Operation, Röntgen, Notfall und Ambulatorium.
Das Bettenzimmer bietet beiden Patienten die gleiche Raumqualität. Vor allem ist es geprägt durch seine grosszügige Aussicht auf attraktive Landschaftsräume. Jeder Patient bekommt eine eigene „Nische“, in die er sich zurück ziehen kann. Durch die gewählte Proportion und Materialwahl wird eine Behaglichkeit kreiert, die einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden der Patienten hat und somit den Heilungsprozess fördert. Für einen uneingeschränkten Blick sind die Brüstungen der Fensterzimmer herabgesetzt. Das Panorama wird durch eine holzige Möbel-Schicht eingerahmt. In diese Schicht werden Schränke, Sitzbank und eine natürlich Lüftung integriert. Sie bildet einen hochwertigen Übergang zwischen Innen und Aussen.
Das Wochenbett befindet sich im Sockelbereich in ummittelbarer Nähe der Gebärstation. Durch ihre Anordnung und Lage sowie die Entflechtung der Erschliessung werden Gebärende getrennt von erkrankten Patienten. Die Zimmer basieren auf der gleichen Typologie wie die der übrigen Bettenstationen. Mittels Oberlichtern wird das Säuglingszimmer mit gefiltertem Tageslicht versorgt. Die Lage der Säuglingszimmer ermöglicht einen Einblick aus den Patientenzimmern (Mütter) und dem Korridor (Pflege). Diese Synergie ermöglicht einen sehr kompakten Pflegetrakt.
Die Materialisierung des Neubaus ist so gewählt, dass er sich sanft ins Ortsbild und deren Landschaft integriert. Geprägt wird das neue Bild durch einen steinernen Sockel und das darauf platzierte Bettenhaus mit seiner Holzfassade. Die Materialität der “Haut“ des neuen Gebäudekomplexes ist sowohl aussen als auch innen sichtbar. Im Innenraum ist diese Sprache ablesbar am steinernen Boden und den hölzernen Wandoberflächen (Schreinerarbeiten).
Die Erschliessung ist geprägt durch ein getrenntes Wegesystem für Patienten, Personal und Waren. In der Eingangshalle des Neubaus werden die Patienten und Besucher mittels eines Personenlifts direkt zum Stützpunkt der Bettenstation geführt. Im südlichen Teil der Stationen sind die Bettenlifte situiert, mit optimaler Verbindung zu den Behandlungstrakten. Dieses Wegesystem führt somit zu einer klaren Trennung zwischen Besuchern und Behandelnden (Betten).
Die Konstruktion besteht aus einer Betonstruktur mit Stützen, tragenden stabilisierenden Kernen und monolithischen Decken. Zusammen mit Leichtbauzwischenwänden resultiert eine flexible Konstruktion, welche die baulichen Anforderungen einer nachhaltigen Spitalpolitik optimal erfüllt. Die “leichte“ Fassade des Bettenhauses mit einer vorgehängten Schicht aus Holz und das Sockelgeschoss aus Dämmbeton weisen gute Eigenschaften bezüglich grauer Energie auf. Die Option, das Bettenhaus komplett in Holzkonstruktion auszuführen, um den Grauenergiewerten maximal zu reduzieren, wird nicht ausgeschlossen. Systemtrennung und einfache Technikführung tragen zu Kostenreduzierungen bei.
Zur Nachhaltigkeit trägt bei, dass der Energiebedarf des Gebäudes über eine gut gedämmte Gebäudehülle, gute Fenster mit angemessenem Fensteranteil sowie durch einen aussen liegenden automatisierten Sonnenschutz möglichst gering gehalten wird. Die noch benötigte Energie soll über erneuerbare und lokal verfügbare Energie gedeckt werden, was langfristig Kosten einspart. Das Tageslicht wird ideal ausgenutzt, was den Energiebedarf weiter reduziert. Im Innenausbau wird eine Optimierung von Unterhaltsfreundlichkeit und einfacher Auswechselbarkeit – und damit geringeren Lebenszykluskosten – sowie von gutem Innenraumklima (ökologische und “gesunde“ Baustoffe) angestrebt. Zur Bewässerung des Aussenraumes könnte die Sammlung des Regenwassers in Betracht gezogen werden.